MONTAG 29.September 08

lange Auffahrten - nette Almen - gefährliche Pannen

Route:

Grainau - um die Zugspitze - Ehrwald - zwischen Wettersteingebirge und hohe Munde - Innsbruck

Ich versuch einfach etwas. Ich halte die linke Hand von Babs und bremse selbst mit meiner Vorderbremse, die ja viel mehr Wirkung hat als die Hinterbremse. Wir „geigeln“ hin du her, aber wir werden langsamer, ganz langsam aber stetig. Nach ca. 200 Metern kommen wir zum Stehen. Babs Hinterbremse raucht und ist voll am Ende. Sie schiebt weiter und weigert sich wieder aufzusteigen. ich kann das gut verstehen, aber es ist sehr gefährlich dort zu schieben. In der nächsten Kehre überredet sie Klaus, der mit „brems-fading“ viel Erfahrung hat, Rad zu tauschen. Klaus meint, man muss die Härte haben die Bremse einfach auszulassen, dann kann sie auskühlen und bekommt wieder Wirkung. Ganz so funktioniert das nicht, er muss nach 500 Metern Abfahrt einen Hacken nach links auf einen Parkplatz schlagen, weil er keine Bremswirkung mehr hat. Das von unten kommend Auto verfehlt ihn nur knapp. Aber wir sind fast ganz unten und schaffen es. Dann nur mehr flach 15 km nach Innsbruck und wir schaffen es rechtzeitig zu unserem Zug. 4 tolle Tage bei traumhaften Wetter gehen zu ende, den letzten Schreck hätten wir uns ersparen können, aber sonst war es wieder einmal wie schon so oft bei unseren Mehrtagestouren: UNVERGESSLICH!

 

Abfahrt 9:00 - scharf, wir haben heute ein wenig Zeitdruck, um 17:04 geht unser Zug von Innsbruck aus. Und er wartet nicht. Wir haben etwa 70 km vor uns und eventuell knappe 2000 hm. Radu versucht noch einen neuen Mantel zu bekommen, aber der Radshop öffnet erst um 10:00, daher fahren wir, sein defekter Mantel wird schon halten. Es ist kalt und wir rollen den Anstieg Richtung Eibsee hinauf, zuerst auf einer Wiese, dann durch einen wunderschönen Wald mit einigen steilen Rampen, alles gut zu fahren. Dann kommen wir zum See der durch die Vormittagssonne erhellt ist. Wieder einmal Suche nach der richtigen Forststraße, es gibt hier einige, heute dürfen wir uns nicht verfahren sonst wird´s eng. Lange geht es bergauf, aber es scheint zu passen. Wir erreichen die österreichische Grenze, danach lange, sehr kalte Abfahrt zur Ehrwalder Zugspitzbahn, von hier aus wollte ich eigentlich Höhenmeter sparend über den Koppensteig zur Ehrwalder Alm queren, aber der ist gesperrt. Also runter ins Tal nach Ehrwald und wieder rauf unter dem Schilift Richtung Alm: 600 hm plus auf einer ziemlich direkt verlaufenden Asphaltauffahrt. Sehr steil, aber lässig zu fahren.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Radu fährt natürlich vor, nur kurz begleite ich ihn, dann fahr ich mein Tempo, es macht Spaß und wir sind gut in der Zeit. Wir machen Pause auf der Hochfelder Alm und bemerken plötzlich, dass es schon fast 14:00 Uhr ist. Zeitdruck? Ja, Zeitdruck, wir fahren zügig los, sehr zügig und fahren das Tal zwischen Wettersteingebirge und Hohe Munde im hohen Tempo hinaus. Eigentlich schade, weil die Gegend ist traumhaft, aber das sehe selbst ich heute ein. Kurze Rast an einer Gedenktafel für einen abgeschossenen US-Bomber der 1944 an der Nordwand der Hohen Mude zerschellte. Wie durch ein Wunder überlebten dabei 7 von 9 Besatzungsmitgliedern. Einer von ihnen wurde erst 4 Tage später aus der Wand gerettet. Wir rasen weiter, jetzt wird es mir langsam zu hektisch, wir sind viel besser in der Zeit als geplant, trotzdem ist Radu in seinem Element, er macht an der Spitze Tempo, wir fahren unnötig schnell. Wir sind bereits auf der Straße und dann, nach Seefeld, passiert das was bei dieser Hektik passieren muss: Vor einem Tunnel möchte Radu auf den Gehsteig wechseln, er hebt die Hand, wir auch….hinter mir höre ich es nur mehr quietschen, dann Krachen: Bernie, der es gerade noch geschafft hat mich nicht abzuschießen, Babs und Wolfi liegen auf der Straße. GSD nichts körperlich passiert, aber Materialdefekte: Wolfi´s Radschuh löst sich auf, Bernie´s Schaltung ist verbogen und das Schaltseil gerissen und Babs vordere Bremsscheibe hat einen Achter.

Das ist schlimm, sehr schlimm, weil jetzt kommt die Abfahrt über den „Zirler Berg“ , da braucht man seine Bremsen dringend. Aber Klaus baut die Bremsscheibe aus, es geht nicht anders, sonst blockiert das Vorderrad komplett. Wir fahren weiter, Babs ist angehalten langsam zu fahren und dosiert zu bremsen. Dann kommt er, der Zirler Berg. Radfahrverbot, das auch noch, aber es gibt keine Alternative, wir müssen zum Zug. Wir merken, dass das Radfahrverbot absolut gerechtfertigt ist, eine schreckliche Straße mit vielen LKWs und mehreren „Bremsauslaufzonen“…hier scheinen Bremsen sehr beansprucht zu werden. Super, und Babs hat nur die ohnehin schon sehr wenig wirksame Hinterbremse zu Verfügung. Ein Teil der Gruppe fährt vor, ich bleibe mit Bernie, Klaus und Wolfi hinten bei Babs, sie fährt sehr langsam, gut so, denke ich. Ich fahre direkt hinter ihr und plötzlich wird es hektisch, sie wird immer schneller und ruft: „Ich kann nicht mehr bremsen“. Ich fahr links neben sie, ganz toll bei dem LKW-Verkehr und sehe sie hat die Bremse voll durchgedrückt uns fährt trotzdem annähernd ungebremst weiter. Die Bremse hat „fading“, sie ist zu heiß um noch Wirkung zu zeigen. Eine absolute Katastrophe, die Straße geht nur bergab, die nächste Kehre kommt bestimmt und es gibt keine Möglichkeit stehen zu bleiben, maximal mit vollem Tempo in die Auslaufzone hineinzupreschen, aber das wäre net lustig gewesen, den Sturz will ich mir gar nicht vorstellen.
 
 
         
 
 
  Pläne Tag 4 (klick)

Etappenfacts:

72 km, 1750 hm