Ich versuch einfach etwas. Ich halte die linke Hand von Babs
und bremse selbst mit meiner Vorderbremse, die ja viel mehr
Wirkung hat als die Hinterbremse. Wir „geigeln“ hin du her,
aber wir werden langsamer, ganz langsam aber stetig. Nach
ca. 200 Metern kommen wir zum Stehen. Babs Hinterbremse
raucht und ist voll am Ende. Sie schiebt weiter und weigert
sich wieder aufzusteigen. ich kann das gut verstehen, aber
es ist sehr gefährlich dort zu schieben. In der nächsten
Kehre überredet sie Klaus, der mit „brems-fading“ viel
Erfahrung hat, Rad zu tauschen. Klaus meint, man muss die
Härte haben die Bremse einfach auszulassen, dann kann sie
auskühlen und bekommt wieder Wirkung. Ganz so funktioniert
das nicht, er muss nach 500 Metern Abfahrt einen Hacken nach
links auf einen Parkplatz schlagen, weil er keine
Bremswirkung mehr hat. Das von unten kommend Auto verfehlt
ihn nur knapp. Aber wir sind fast ganz unten und schaffen
es. Dann nur mehr flach 15 km nach Innsbruck und wir
schaffen es rechtzeitig zu unserem Zug. 4 tolle Tage bei
traumhaften Wetter gehen zu ende, den letzten Schreck hätten
wir uns ersparen können, aber sonst war es wieder einmal wie
schon so oft bei unseren Mehrtagestouren: UNVERGESSLICH!
|
|
|
Abfahrt 9:00 - scharf, wir haben heute ein wenig Zeitdruck,
um 17:04 geht unser Zug von Innsbruck aus. Und er wartet
nicht. Wir haben etwa 70 km vor uns und eventuell knappe
2000 hm. Radu versucht noch einen neuen Mantel zu bekommen,
aber der Radshop öffnet erst um 10:00, daher fahren wir,
sein defekter Mantel wird schon halten. Es ist kalt und wir
rollen den Anstieg Richtung Eibsee hinauf, zuerst auf einer
Wiese, dann durch einen wunderschönen Wald mit einigen
steilen Rampen, alles gut zu fahren. Dann kommen wir zum See
der durch die Vormittagssonne erhellt ist. Wieder einmal
Suche nach der richtigen Forststraße, es gibt hier einige,
heute dürfen wir uns nicht verfahren sonst wird´s eng. Lange
geht es bergauf, aber es scheint zu passen. Wir erreichen
die österreichische Grenze, danach lange, sehr kalte Abfahrt
zur Ehrwalder Zugspitzbahn, von hier aus wollte ich
eigentlich Höhenmeter sparend über den Koppensteig zur
Ehrwalder Alm queren, aber der ist gesperrt. Also runter ins
Tal nach Ehrwald und wieder rauf unter dem Schilift Richtung
Alm: 600 hm plus auf einer ziemlich direkt verlaufenden
Asphaltauffahrt. Sehr steil, aber lässig zu fahren. |
|
Radu fährt natürlich vor, nur kurz begleite ich ihn, dann
fahr ich mein Tempo, es macht Spaß und wir sind gut in der
Zeit. Wir machen Pause auf der Hochfelder Alm und bemerken
plötzlich, dass es schon fast 14:00 Uhr ist. Zeitdruck? Ja,
Zeitdruck, wir fahren zügig los, sehr zügig und fahren das
Tal zwischen Wettersteingebirge und Hohe Munde im hohen
Tempo hinaus. Eigentlich schade, weil die Gegend ist
traumhaft, aber das sehe selbst ich heute ein. Kurze Rast an
einer Gedenktafel für einen abgeschossenen US-Bomber der
1944 an der Nordwand der Hohen Mude zerschellte. Wie durch
ein Wunder überlebten dabei 7 von 9 Besatzungsmitgliedern.
Einer von ihnen wurde erst 4 Tage später aus der Wand
gerettet. Wir rasen weiter, jetzt wird es mir langsam zu
hektisch, wir sind viel besser in der Zeit als geplant,
trotzdem ist Radu in seinem Element, er macht an der Spitze
Tempo, wir fahren unnötig schnell. Wir sind bereits auf der
Straße und dann, nach Seefeld, passiert das was bei dieser
Hektik passieren muss: Vor einem Tunnel möchte Radu auf den
Gehsteig wechseln, er hebt die Hand, wir auch….hinter mir
höre ich es nur mehr quietschen, dann Krachen: Bernie, der
es gerade noch geschafft hat mich nicht abzuschießen, Babs
und Wolfi liegen auf der Straße. GSD nichts körperlich
passiert, aber Materialdefekte: Wolfi´s Radschuh löst sich
auf, Bernie´s Schaltung ist verbogen und das Schaltseil
gerissen und Babs vordere Bremsscheibe hat einen Achter.
|
Das ist schlimm, sehr schlimm, weil jetzt kommt die Abfahrt
über den „Zirler Berg“ , da braucht man seine Bremsen
dringend. Aber Klaus baut die Bremsscheibe aus, es geht
nicht anders, sonst blockiert das Vorderrad komplett. Wir
fahren weiter, Babs ist angehalten langsam zu fahren und
dosiert zu bremsen. Dann kommt er, der Zirler Berg.
Radfahrverbot, das auch noch, aber es gibt keine
Alternative, wir müssen zum Zug. Wir merken, dass das
Radfahrverbot absolut gerechtfertigt ist, eine schreckliche
Straße mit vielen LKWs und mehreren „Bremsauslaufzonen“…hier
scheinen Bremsen sehr beansprucht zu werden. Super, und Babs
hat nur die ohnehin schon sehr wenig wirksame Hinterbremse
zu Verfügung. Ein Teil der Gruppe fährt vor, ich bleibe mit
Bernie, Klaus und Wolfi hinten bei Babs, sie fährt sehr
langsam, gut so, denke ich. Ich fahre direkt hinter ihr und
plötzlich wird es hektisch, sie wird immer schneller und
ruft: „Ich kann nicht mehr bremsen“. Ich fahr links neben
sie, ganz toll bei dem LKW-Verkehr und sehe sie hat die
Bremse voll durchgedrückt uns fährt trotzdem annähernd
ungebremst weiter. Die Bremse hat „fading“, sie ist zu heiß
um noch Wirkung zu zeigen. Eine absolute Katastrophe, die
Straße geht nur bergab, die nächste Kehre kommt bestimmt und
es gibt keine Möglichkeit stehen zu bleiben, maximal mit
vollem Tempo in die Auslaufzone hineinzupreschen, aber das
wäre net lustig gewesen, den Sturz will ich mir gar nicht
vorstellen. |
|